Die traditionellen Landgewerbe sind die Urform der dezentralisierten Industrie. Sie ermöglichen ihren Arbeitern und Angestellten eine verwurzelte Existenz. Röpke wies immer wieder darauf hin, dass die Schweiz noch am meisten dieser dezentralisierten Struktur entsprach.
Diese Entwicklung kann unterstützt werden, wenn die Betriebsleitung eine zielbewusste Politik der bäuerlichen Verwurzelung der Betriebsangehörigen betreibt.
Röpke: ,,Was hierin geleistet werden kann, beweist das bekannte Beispiel der Bally Schuhfabriken A.G. (Schönenwerd), das rühmende Hervorhebung verdient: Die Firma verhilft den Arbeitern und Angestellten durch Vermittlung von Bauland, durch Bau- und Finanzberatung und durch Hilfe in der Finanzierung zu einem Eigenheim mit ausreichendem Gartenland, gibt darüber hinaus Pflanzland und Grasland zu billigem Preise ab, lässt das Land auf eigene Kosten düngen und pflügen, berät die Betriebsangegörigen durch einen eigenen Pflanzlandinspektor, weckt das Interesse an der Bodenbebauung durch Anleitung, Vorträge, Wettbewerbe und Ausstellungen, unterhält einen Musterlehrbetrieb, fördert die Rindviehhaltung durch Vermittlung von guten Milchkühen eines geeigneten Kleinschlages und entsprechende Beratung, vermittelt lokal erprobtes Saatgut und Setzlinge und sorgt für die Ausbreitung der gerade für eine solche halb-bäuerliche Existenz so wichtigen Kleintierzucht. Besondere Bedeutung verdient dabei der Umstand, dass es sich nicht um sogenannte Werkssiedlungen in dem Sinne handelt, dass die Arbeiter mit der Firma nicht nur im Arbeitsverhältnis, sondern auch im Mietverhältnis stehen und so in eine doppelte Abhängigkeit geraten. Damit würde allerdings eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung der Gesamtlage der Arbeiter erreicht und ihre proletarische Abhängigkeit nur noch gesteigert. Mit solchen patriarchalischen, bevormundenden und daher mit Recht von jeher kritisierten ,Wohlfahrtseinrichtungen' hat diese Politik, wie sie das Beispiel der Bally Schuhfabriken illustriert, nichts zu tun. Sie geht im Gegenteil darauf aus, dem Betriebsangehörigen zum Haus- und Grundeigentum zu verhelfen und ihn so in entscheidender Weise seiner proletarischen Existenz zu entreißen."
(Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart, 4. Auflage 1942, S. 352/353)
Die Firma Bally wurde 1851 in der Schweiz gegründet und fertigt bis heute im schweizerischen Casiano (Tessin) per Hand. Einige Handwerker arbeiten seit vier Jahrzehnten für das Unternehmen. Rund 100 Handwerker bedienen altertümlich wirkende Geräte, um das Schuhwerk in 230 Arbeitsschritten zu vollenden. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist hoch und die Qualität der Produkte legendär.
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