top of page

Der Wunsch nach beseelten Geschichten

Wir besaßen einmal ein Buch über die Geschichte von Philosophen. Es fing an mit der sechsigseitigen Abhandlung eines großen Mannes, die ein anderer danach in einer hundertseitigen Abhandlung widerlegte. Es wollte nicht enden. Etwa alle zwanzig Jahre überholen die Fakten des einen Weisen diejenigen des anderen, doch keine davon waren Fakten. Jeder von ihnen galt zu seiner Zeit als weisester Mensch der Welt, doch am Ende wurde alles ab absurdum geführt. Welches Leid eine Besessenheit mit »Fakten« über unschuldige Männer und insbesondere Frauen gebracht hat... Die Kanzlerin sagt es, also ist es Fakt. Ihr Regime (und die Regierungspresse) wiederholt es brav, es ist eine »Faktencheck«. Die Stimmen aller anderen Deutschen werden a) ignoriert, b) als Fake-News abgestempelt oder c) in eine Schublade gesteckt und dort für immer weggesperrt. Gerade in dieser unhaltbaren Lage leben, Mythen ewig, weil die Menschen sie ins Herz schließen, sogar nach ihnen verlangen trotz endloser Gegenargumente im Kopf. Fakten machen uns zu Erwachsenen im schlimmsten Sinne des Wortes: Anpassung gegen ein Auskommen, Krankenversicherung und die Anerkennung von Leuten, auf die es nicht ankommt und die es häufig nicht schert. Erfundene Geschichten wirken unvergleichlich stärker als wahre. Obwohl unterdrückt und vergessen, schlummert in jedem deutschen Herzen die Sehnsucht nach beseelten Geschichten. William Toel | Der Wunsch nach beseelten Geschichten




1 Ansicht0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page